Achtung Ferienwohnungen

Hier wird Wohnraum zerstört
Egal ob AirBnB, Booking, wimdo, homerent oder FeWo-driekt – sie alle sind mit verantwortlich dafür, dass der ohnehin knappe Wohnraum in angesagten Großstädten wie Köln noch knapper wird. Schon lange hat AirBnB nichts mehr mit dem ursprünglichen “Luftmatratzen-Bett und Breakfast” als günstigem, gelegentlichen Mitwohnangebot zu tun. Mehrheitlich werden auf diesen Portalen reine Ferienwohnungen vermittelt – Wohnungen und sogar ganze Häuser, die in großem Stil dauerhaft entmietet wurden: Für Party-Toruristen, die wir Freitags am frühen Abend und Sonntags morgens hier im Rollkoffer-Rudel nicht übersehen können.

Hier wird doppelt Profit gemacht
Selbst wenn eine solche Ferienwohnung nur am Wochenende regelmäßig belegt ist, lässt sich mit ihr oft das dreifache einer regulären Monatsmiete verdienen. Mieter raus – Touristen rein: Ein “Geschäftsmodell”, was aktuell nicht nur in Innenstadtlage ganze Straßenzüge befällt. Der so veknappte Wohnraum lässt die Mieten im Umfeld in die Höhe schießen. Wer also noch nicht entmietet wurde, muss in “Konkurrenz zur lukrativen Ferienwohnung” teuer draufzahlen, vom Partylärm der Wochenendtouristen ganz zu schweigen. Wer wissen will, wie dauerhafter Party-Tourismus nachbarschaftliche Beziehungen aushöhlt und jede Veedels-Struktur erstickt, braucht sich nur die Ringe zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz anzuschauen.

Wir reden hier nicht von einem kleinen Randphänomen. Nirgendwo in Deutschland gibt es mehr AirBnB-Angebote im Verhältnis zur Einwohnerzahl als in Köln.

Was macht die Stadt Köln dagegen?
Selbstverständlich ist auch der Stadt Köln der wachsende Unmut über die Zerstörung von Wohnraum für Party-Touristen nicht entgangen. Und obwohl sie gern an den sprudelnden Einnahmen mitverdienen möchte, hat sie 2014 eine Wohnraumschutzsatzung erlassen, die es eigentlich verbietet, nach dem 1.7.2014 Wohnraum in Ferienwohnungen umzuwandeln – es sei den, der Eigentümer stellt anderweitig zusätzlichen Wohnraum zur Verfügung. Neben der Tatsache, dass dieser Wohnraumschutz einige Schlupflöcher für proftigierige Eigentümer aufweist, besteht ihr Hauptproblem darin, dass die Stadt keine Lust hat diese Satzung umzusetzen. Mit gerade mal zwei Kontrolleuren werden Ferienwohnungen in Köln nahezu nicht überprüft. Daher schätzt das Wohnungsamt, dass derzeit in Köln etwa 7000 illegale Ferienwohnungen angeboten werden.

Jede Ferienwohnung bedeutet: keine Wohnung für Geflüchtete, keine Wohnung für Obdachlose, keine Wohnung für sonstige Wohnungssuchende!

Alles muss mensch selber machen
Wenn die Stadt nichts unternimmt, müssen wir halt Druck aufbauen – Unser Vorschlag: Ferienwohnungen markieren und offensiv angehen, um den politischen Handlungsdruck zu erhöhen und weitere Wohnraumzerstörung „maximal unattraktiv“ zu machen. Unsere Forderung: Ferienwohnungen müssen zügig wieder in Mietwohnraum zurückgewandelt werden. Uns ist klar, dass diese Maßnhamen allein das Wohnungsproblem nicht lösen werden. Aber sie können richtungsweisend sein für ein breiteres und widerständiges Problem- und Selbstbewusstsein.

Unser Widerstand richtet sich gegen den Ausverkauf der Stadt im Allgemeinen – also auch gegen die “Aufwertung”, die Zehntausende an den Stadtrand drängt, weil sie sich die immens steigenden Mieten nicht mehr leisten können. Wer das Mietenproblem ernsthaft angehen will, kommt nicht umhin auch die Eigentumsfrage neu zu stellen. Daher braucht es die demonstrative Kampfansage an Reichenghettos wie Marienburg und Lindenthal genauso wie die Besetzung von Spekulationsleerstand und den Kampf um selbstverwaltete, nicht-kommerzielle Räume wie dem Autonomen Zentrum.

Die Stadt Köln möchte in den nächsten Jahrzehnten 200.000 (!) möglichst solvente Mitbewohner anziehen und sie möchte technologisch “smart” werden. Beides wird den von allen konstatierten “Mietenwahnsinn” weiter verschärfen: Menschen, deren Teilhabemöglichkeiten an einer smart aufgewerteten Stadt begrenzt sind, werden (auch ganz konkret räumlich) an den (Stadt-)Rand gedrängt.  Wenn wir die Frage “Wem gehört die Stadt?” nicht grundsätzlich neu beantworten, wird die Zukunft von Köln so unsmart sein, wie die Gegenwart von “SmartCities” wie Barcelona, Seattle und San Francisco: Eine gigantische Zunahme von Obdachlosigkeit bei gleichzeitigem Zuzug von angesagten Höchstverdienern. Wer glaubt, das kann gelingen, ohne dass es knallt – irrt sich gewaltig.

Ferienwohnungen müssen zurück in Wohnraum gewandelt werden!